Neuere Geschichte

Die „neuere“ Geschichte des Slowenischen Kulturvereins Kočna (vom Jahr 1959 an)

wird geprägt durch breitgefächerte kulturelle Aktivitäten, denn der Verein organisierte in diesen Jahren bewährte Veranstaltungen in Suetschach beim Adam, gleichzeitig wurden aber auch neue Wege beschritten, z. B. auf dem Gebiet der Kunst (Suetschacher Malerwochen), des Freizeitsports (Radsternfahrten, Langlaufkurse) und der Geselligkeit (Picknicks, Exkursionen). Von Bedeutung waren zweifellos z. B. auch die Partnerschaften mit dem Komorni Zbor A. T. Linhart (Kammerchor) aus Radovljica (SLO) sowie dem AGV Harmonie aus Feistritz.

Der Männerchor des KV Kočna beim "Preglij" (1985)

Der Männerchor des KV Kočna
beim „Preglij“ (1985)

Zu den lokalen Veranstaltungen zählen kleinere und größere Theaterauftritte, Gesangsauftritte von Kindern und des Männerchores. Besonders beliebt waren die Muttertagsveranstaltungen und die Weihnachtsfeiern, es gab auch Theateraufführungen beim Adam, anlässlich derer die vereinseigene Bühne aufgestellt wurde. Es wurden beispielsweise die Dramen „Deseti brat“ („Der zehnte Bruder“) und „Domen“ von Josip Jurčič sowie „Veriga“ („Die Kette“) von F. S. Finžgar“ aufgeführt. Sehr aktive „Regisseurinnen“ waren zu dieser Zeit Fr. Kraus und ihre Tochter Poldi. Die romantische Bühne, die für jede Aufführung im Veranstaltungssaal des Gasthauses Adam aufgestellt werden musste, wurde auch in den siebziger Jahren weiterverwendet, z.B. für kürzere Stücke wie „Mojca Pokrajculja“, für Muttertagsauftritte und ähnliche Veranstaltungen. Für die „modernen“ Regisseure wurde die Bühne aber bald eng, deshalb gab es in ihren Aufführungen keine Bühne mehr. Das erste Stück, welches auf diese „neue Art“ aufgeführt wurde, war „Pepelka“ („Aschenbrödel“). Es folgten noch „Županova Micka“, „Vzorni Soprog“ („Der vorbildliche Gatte“) mit erwachsenen Laiendarstellern sowie „Poroka cesarja Janeza“ („Die Hochzeit des Kaisers Janez“), „V ozvezdju postelje“ („Im Gestirn des Bettes“) und „Čarovnik iz Oza“ („Der Zauberer aus Oz“) mit jugendlichen Schauspielern. Mit dem letzten Stück gastierten die Jugendlichen in Duino / Devin in der Nähe von Triest. Für diese Stücke übernahm Franci Končan (unter der Assistenz von Malka Feinig) die Regie. Die Ausarbeitung des Bühnenbildes und der Kostüme sowie alle anderen Arbeiten übernahmen die Vereinsmitglieder bzw. die Eltern der Kinder. Gute zwei Jahrzehnte traten Volksschüler und Mittelschüler in kürzeren Stücken auf, die für die traditionellen Veranstaltungen wie Muttertagsfeier und Weihnachtsfeier am Stefanitag von Malka Feinig und Gabi Partl einstudiert wurden. Nach einer längeren „Theaterpause“ spielten Jugendliche aus Suetschach und Umgebung unter der Regie von Marjan Bevk und Magda Kropiunig das Stück „Kraljevi smetanovi kolački“ („Die Sahnekuchen des Königs“). Die Mädchen aus dieser Gruppe studierten in der Folge das Kabarett „Ni predstave – Keine Vorstellung“ ein, die Regie übernahm Magda Kropiunig, ebenso wie für die Moliere-Komödie „Tartuffe“ mit erwachsenen Laiendarstellern.

"Tartuffe" (1999)

„Tartuffe“ (1999)

"Poroka cesarja Janeza" (1991)

„Poroka cesarja Janeza“ (1991)

Mehr als drei Jahrzehnte lang hatte der Männerchor des Slowenischen Kulturvereins Kočna unter der unermüdlichen Leitung von Dr. Anton Feinig regelmäßige Proben und Auftritte bei fast allen Vereinsveranstaltungen, auf Gemeindeebene, bei Vereinen aus der Nachbarschaft, in Klagenfurt und Villach, des öfteren auch außerhalb Kärntens bzw. Österreichs. Im Jahre 1985 begaben sich die Sänger auf Tournee nach Kanada und in die USA, wo sie vom dortigen Publikum (in den USA lebende gebürtige Slowenen) mit Begeisterung empfangen wurden. Aus dieser Zeit gibt es auch eine Kassettenaufnahme, welche anlässlich des 90-Jahre-Jubiläums auf CD gepresst wurde und nun in einwandfreier Tonqualität erhältlich ist.

Kočna-Faschingsball (1995)

Kočna-Faschingsball (1995)

Nachkriegszeit

Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft lebte das kulturelle Leben in der Gemeinde bald wieder auf. Blaž Singer war, gemeinsam mit Pavla Oitzl, die treibende Kraft hinter den kulturellen Aktivitäten in Suetschach. Diese vielfältigen Aktivitäten, die einige Zeit lang eine beträchtliche Zahl junger und älterer Kulturbegeisterter entfalteten, ließen nach einigen Jahren stark nach. Wegen der politischen Entzweiung der Kärntner Slowenen entstand auch in den Kulturvereinen eine Krise und der Verein Kočna stellte keine Ausnahme dar. Immer seltener gab es eine eigene Theateraufführung und auch der Gesangschor des Vereines trat nur noch sporadisch auf. Von Zeit zu Zeit gastierte in Suetschach ein Kulturverein aus den benachbarten Orten. Anlässlich der 50-Jahr-Feier begann sich die örtliche kulturelle Tätigkeit wieder zu entfalten. Die Theatergruppe brachte das Stück „Veriga“ („Die Kette“) von F. S. Finžgar zur Aufführung und es stellte sich auch der junge Männerchor unter der Leitung von Anton Feinig vor. Es dauerte allerdings noch einige Jahre, bis die kulturellen Aktivitäten wieder mit der einstigen Vielfalt mithalten konnten.

Pfarrkirche des hl. Lambert

Pfarrkirche des hl. Lambert

2. Weltkrieg

Über die Ereignisse im Ort berichtet die Pfarrchronik folgendes (Original in deutscher Sprache):

Es beteiligten sich aus der Pfarre Suetschach circa 20 Personen, größtenteils Opfer der Agitatoren, am Putsche und etwa 9 Personen aus dem Bärental. An 20 Mitbeteiligte wurden verhaftet und in das Konzentrationslager nach Wöllersdorf gebracht, einige ergriffen die Flucht nach Jugoslawien, wo sie ebenfalls interniert wurden. Die Seele der Hitler-Bewegung in der Gemeinde war der frühere Direktor der Gewerkschaft zu Feistritz, Herr Nikolaus Johannsen, ein Preusse protestantischer Konfession, in dessen Wohnung ein größerer Waffenfund gemacht wurde. Er wurde ebenfalls interniert und verließ nach seiner Freilassung samt seiner Familie die Ortschaft Feistritz i. R.

Der alte Bühnenvorhang

Der alte Bühnenvorhang

Die kulturelle Tätigkeit konnte vorerst fortgesetzt werden und der Kulturverein Kočna errang noch einige schöne Erfolge. Anlässlich der letzten Vollversammlung vor der gewaltsamen Auflassung des Vereins gab es eine seltene Feier, das 50-Jahre-Jubiläum der Organisten- und Chorleitertätigkeit von Jakob Begusch. Am 6. April 1941 überfiel Hitlerdeutschland Jugoslawien. Die letzten drei Zeilen, die Pfarrer Viktor Ruprecht in die Pfarrchronik eintrug, lauteten:

In der Zeit vom 6.- 30. 4. 1941 war der Ortsseelsorger von der Pfarre abwesend. Die Seelsorge wurde durch Priester von Klagenfurt aus provisorisch versehen.

Was dieser lapidare Vermerk in Wirklichkeit bedeutete, wurde später vom neuen Pfarrer Johannes Risse erläutert (Original in deutscher Sprache):

Am 6. April 1941 wurden viele Pfarrer mit slowenischer Muttersprache in Schutzhaft genommen; unter diesen befand sich auch der hiesige Ortspfarrer Viktor Ruprecht. Die Haft dauerte bis zum 30. April 1941. Als Pfarrer Ruprecht aus der Haft entlassen wurde, durfte er künftighin den Dienst in seiner Pfarre nicht mehr ausüben. Viele Jahre hindurch stand er mit großem Pflichteifer seiner Herde vor. Mit großem Eifer versuchte er die seelischen Wunden, die der Weltkrieg auch in seiner Gemeinde geschlagen hatte, zu heilen. Durch die schwere Zeit der Abstimmung nach dem Weltkriege, dann später durch die Jahre der Arbeitslosigkeit mußte er seine Gemeinde geleiten. Man hat seine aufopferungsvolle Tätigkeit nicht vergessen in der Gemeinde!

Mitglieder des Slow. KV Kočna mit dem Pfarrer Viktor Ruprecht

Mitglieder des Slow. KV Kočna
mit dem Pfarrer Viktor Ruprecht

Der unvergessene Pfarrer Ruprecht wurde ins Katschtal verbannt, wo er im Jahre 1943 an Typhus starb. Es folgten noch mehrere Opfer der nazistischen Gewaltherrschaft, so wurden einige Familien vertrieben und in Konzentrationslager gesteckt, drei junge Männer wurden von der Gestapo aus dem Hinterhalt erschossen.

Zwischenkriegszeit

Rübenernte

Rübenernte

Während des ersten Weltkriegs war eine Vereinstätigkeit nicht möglich. Davon zeugt das erste Sitzungsprotokoll nach der Volksabstimmung im Jahre 1920. Über die Vorkommnisse während der Zeit der Volksabstimmung lesen wir in der Pfarrchronik folgendes (Original in slowenischer Sprache; Übersetzung von T.F.):

Leider Gottes hat die Volkswehr besonders auf die Priester ihren Zorn und Hass ausgeschüttet. Aus diesem Grunde flüchteten mehrere slowenische Priester aus Kärnten nach Krain. So hielten sich Pfarrer Trunk aus Ferlach, Pfarrer Limpel aus Kappel an der Drau, Pfarrer Fugger aus St. Johann und Pfarrer Schuster aus Suetschach drei Tage lang in Feistritz beim Kramar versteckt, der Administrator wurde von einer Soldatenpatrouille gefasst und beim Kraigher in Feistritz interniert. Am 8. Jänner hätte der Obengenannte nach Klagenfurt gebracht werden sollen, doch er wurde nach Fürsprache mehrerer Personen wieder auf freien Fuß gesetzt. In Feistritz war von da an eine ständige Abordnung der deutschen Volkswehr stationiert, wie auch im Bärental.

Der Männerchor des Slow. KV Kočna (1923)

Der Männerchor des
Slow. KV Kočna (1923)

Bei der Vollversammlung am 26. Dezember 1923 wurde Pfarrer Viktor Ruprecht zum neuen Obmann gewählt. Damit begann für den Verein Kočna eine neue Ära mit einer äußerst vielfältigen kulturellen Tätigkeit. Der Vorstand hatte monatliche Sitzungen, der Gesangsverein des Vereins erlangte weit über die Dorfgrenzen hinaus Berühmtheit und die Laienschauspieler hatten regelmäßige Auftritte in erfolgreichen Aufführungen im Ort und bei den Nachbarvereinen. In diesen Jahren war der Verein sehr gut organisiert, worüber vorbildlich verfasste Vereinsprotokolle zeugen, welche Filip Partl, vlg. Kosem in Matschach/Mače geführt wurden, ab dem Jahr 1930 vom neuen Schriftführer Lekš Einspieler. Der Verein war in diesen Jahren auch finanziell vollkommen unabhängig. Er kaufte neue Bücher für die Vereinsbibliothek, zahlte regelmäßige Beiträge an den Slowenischen christlich-sozialen Verband (Slovenska krščanskosocialna zveza) in Klagenfurt, sogar die Gemeinde bekam vom Verein immer wieder größere Geldbeträge für die Armen. Der Verein dehnte seine Tätigkeiten aus. So veranstaltete er ab dem Jahre 1927 regelmäßig Muttertagsfeiern, auch zum Fest des hl. Nikolo und zu Silvester bot der Verein Kočna seinen Mitgliedern Unterhaltung mit Theateraufführungen und Gesang. Als im Jahre 1929 das 20-Jahre-Jubiläum begangen wurde, betonte der Schriftführer in seinem Bericht, dass die Vereinsmitglieder während dieser Zeitspanne 45 Aufführungen einstudiert hatten. Dabei muss berücksichtigt werden, dass sich die Vereinstätigkeit in der Zeit der Ersten Republik in mancherlei Hinsicht schwieriger gestaltete als heute, musste doch für jede Veranstaltung ein Ansuchen an die Bezirkshauptmannschaft gestellt werden. So konnte es vorkommen, dass der Beamte das Ansuchen aus offensichtlich böswilligen Motiven negativ erledigte. Davon zeugt das folgende Dokument:

Im Jahre 1933 musste die Drahtfabrik ihren Betrieb einstellen und entließ in der Folge 20 Beamte und 120 Arbeiter, was zweifellos einen großen Schlag für die Gemeinde bedeutete, denn die Zahl der Arbeitslosen stieg rasant an. Doch es begann auch eine unendlich schrecklichere Entwicklung ihren Lauf zu nehmen: das Wüten des Nationalsozialismus.

Schober am "Plisch"

Schober am „Plisch“

Schnitterinnen bei der verdienten Pause

Schnitterinnen bei der
verdienten Pause

Anfänge

Aus der Geschichte des Slowenischen Kulturvereins KOČNA

Der Slowenische Kulturverein KOČNA / Slovensko prosvetno društvo (SPD) KOČNA zählt zu den ältesten Institutionen der Gemeinde Feistritz im Rosental. Mit seinen vielfältigen Initiativen hat der Verein bewiesen, dass er sich trotz seiner hundertjährigen Tradition sehr viel Begeisterung für kulturelle Belange erhalten hat. Vereinsprotokolle, Pfarrchroniken, verschiedene Zeitungen, alte Fotos und Dokumente erzählen von einem abwechslungsreichen kulturellen Leben in der Vergangenheit. So können wir im ersten Vereinsprotokoll folgendes lesen (Original in slowenischer Sprache; Übersetzung von T. F.):

Gründungsversammlung des slowenischen Bildungsvereins Kočna in Suetschach
Am 29. August 1909 berief Hr. Gregor Pak eine Versammlung ein, mit dem Ansinnen, den obengenannten Verein zu gründen. Die Versammlung ging beim Adam vonstatten und war sehr gut besucht. Nachdem der Einberufer die Versammlung eröffnet hatte, übergab er nach kurzer Begrüßung Hw. Dr. Arnejc das Wort. Dieser sprach in seiner humorvoll-ernsten Rede über die Notwendigkeit sich zu bilden und forderte das Volk auf, Junge wie Erwachsene mögen dem Verein beitreten. Die Leute verfolgten seine Worte mit Interesse. Danach las der hiesige Kaplan Hw. Joso Rudl die Vereinsstatuten vor und erläuterte sie. Dann fand die Einschreibung der Mitglieder statt, es traten 120 dem Verein bei, womit der slowenische christliche Bildungsverein Kočna in Suetschach gegründet war. In den Vorstand wurden folgende Männer und Burschen gewählt:

Obmann Gregor Pak, vlg. Tesnar,
Obmannstellvertreter Gregor Jurič, vlg. Polanc,
Schriftführer Jakob Beguš, Organist,
Kassier Andrej Pak, Ruprač in Oberkrajach,
Bibliothekar Jožef Pak, Krznar in Suetschach,
Stellvertreter Gregor Lindl, J. Šlajhar und Joso Rudl.

Suetschacher Tamburizza-Spieler (1909)

Suetschacher Tamburizza-Spieler (1909)

Der Verein Kočna nahm sich zuerst der Gründung einer Vereinsbücherei an, wobei es eine große finanzielle Erleichterung war, dass der verstorbene Dekan Lambert Ferčnik dem Kulturverein Kočna an die 300 Bücher vermacht hatte. Ein weiterer Schwerpunkt war die Einführung eines sogenannten Sozialkurses, der zwei Mal wöchentlich stattfand und in welchem wirtschaftliche, soziale und nationale Fragen behandelt wurden. Außerdem gab es zu jener Zeit auch eine Tamburizzagruppe, für die Laienschauspieler wurde aus privaten Spenden eine Bühne im Veranstaltungssaal des Gasthauses Adam gezimmert. Die erste Aufführung hatte den Titel „Zamujeni vlak“ („Der versäumte Zug“) und wurde am 2. Februar 1910 zum ersten Mal aufgeführt. Bereits im März desselben Jahres folgte die nächste Aufführung „Kmet Herod“ („Der Bauer Herodes“). 

In der ersten Zeit wurde bei Versammlungen viel über Ziele und Tätigkeiten der Bildungsvereine gesprochen. So lesen wir im Sitzungsprotokoll vom 16. Mai 1910 unter anderem: 

Der slowenische christliche Bildungsverein „Kočna“ berief am 5. Mai eine Versammlung ein, die geradewegs imposant war. Bei dieser Versammlung waren Menschen aus dem gesamten Rosental recht zahlreich vertreten.

Im Jahre 1910 kam es zu ersten Änderungen in der Vereinsführung. Zum neuen Obmann wurde Andrej Pak gewählt, die Bibliothek übernahm Rezi Pak, vlg. Krznar. Zu dieser Zeit hatte der Verein die Zeitungen Mir, Slovenec, Naš dom, Mladost, Zlata doba und Bogoljub abonniert. In der Bibliothek gab es insgesamt 370 Bücher, wovon an die 200 jährlich gelesen wurden. Im selben Jahr wurde für die Jugend der Turnverein „Orli“(„Adler“) gegründet.

Die Turnergruppe "Orli" ("Adler")

Die Turnergruppe „Orli“ („Adler“)

Drei Suetschacher "Adler" ("Orli"): Gregor Ratz - Kuraž, Joza Pak - Keznar, Waldhauser Honza

Drei Suetschacher „Adler“ („Orli“): Gregor Ratz – Kuraž, Joza Pak – Keznar, Waldhauser Honza

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